Mittwoch, 15. Oktober 2014

Vom E-Roller zum Benzinroller (Dampfbetrieb? - ähm nein - Dampf ablassen!)

Liebe E-Roller Fahrer Blog Mitleser

Nachdem ich die Idee des E-Rollers grundsätzlich befürworte und immer noch überzeugt bin von der ruhigen und geruchlosen Fortbewegungsart, möchte ich hier in diesem Post einmal Dampf ablassen.

Ich bin ja an sich kompromissbereit und in Bezug auf Elektrofahrzeuge gern bereit, gewisse - sagen wir mal, systembedingte - Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Aufgrund der geringeren Speicherdichte von Batterien, ist es halt leider nicht möglich, einen E-Roller gleich zu fahren, wie einen Benzinroller. Der E-Roller muss alle paar Stunden an die Steckdose, der Benzinroller (bei mir jedenfalls) alle zwei bis drei Wochen an die Tankstelle.

Was ich kumuliert in den letzten drei Jahren erlebt habe mit meinem (chinesischen) E-Tropolis Future Jg. 2011, das finde ich doch grenzfällig bezüglich dem, was einem Käufer eines Neufahrzeugs in den ersten Wochen und Monaten zugemutet werden kann.

Die folgende Zusammenfassung ist zurückhaltend, ohne Übertreibung verfasst. Sie wiederspiegelt meine persönliche Meinung. Jeder Leser darf sich über mich aufregen und sich seine Gedanken machen, was für ein heikler und unzufriedener Kunde ich doch bin :) - oder natürlich auch anders herum...wie er/sie möchte.

Ich habe hier auch schon darüber berichtet, dass ich alle paar Monate ein neues Ladegerät brauchte - es machte einfach puff, und kaputt war es. Die Feinsicherung des Gerätes war jeweils nicht defekt, dafür sprang üblicherweise die Sicherung im Haus heraus, wenns mal wieder soweit war.  Ich möchte dazu sagen, dass sowohl der Schweizer Importeur wie auch die Deutsche Firma Sig Solar immer sehr kulant und schnell geholfen haben, sodass ich im schlimmsten Fall ein paar Tage ohne Strom war (eine Ausnahme, da wartete ich gut drei Wochen). Am Ende habe ich nun etwa das fünfte Ladegerät gehabt, also hat so eines im Durchschnitt neun Monate gehalten (das fünfte "hält" ja noch). Ich finde das bedenklich, da es ein wichtiges Teil ist bei einem Elektroroller. In meinen Augen eine lausige Qualität! Ersetzt wurden mir bis auf das letzte, fünfte die anderen in Garantie. Aber was für ein Gefühl hinterlässt es, wenn man alle paar Monate mit einem Kurzschluss rechnen muss, den man nicht selber verschulden kann. Man kann dabei nichts falsch machen - einstecken - einschalten...warten - ausschalten - ausstecken..... tja.... aufgrund dieser Probleme würde ich keinen E-Tropolis E-Roller mehr wählen. Wie gesagt, bis dahin nicht wegen den Leuten, die waren alle hilfsbereit und nett aber wegen der minderwertigen Verarbeitungsqualität und der schlechten Zuverlässigkeit des  Ladegerätes. Ich nehme jetzt an, dass ich nicht vier Mal ein Montagsgerät erwischt habe. Auch eine etwaige Theorie, dass es am Ladeort (Anschluss, Gebäude, Leitungen, Umgebung etc.) ein Problem geben könnte, welches das Ladegerät beschädigt, kann ich mir kaum vorstellen. Inzwischen bin ich einmal umgezogen und auch am Arbeitsplatz habe ich den Roller an verschiedenen Dosen geladen. Bleibt noch der Roller selber als Ursache... hmmm aber das kann ich beim besten Willen als Kunde nicht beurteilen, da wäre ich auf Tipps vom Fachmann angewiesen. Da hätte ich den Ratschlag vom Importeur, Hersteller oder Händler sehr gerne befolgt, wenn denn einer gekommen wäre....


Also bis hierhin - E-Tropolis nein danke, auf keinen Fall mehr. Wenn die nettten Leute von Sig Solar noch andere Modelle verteiben, dann könnte ich es mir ja mal ansehen - aber E-Tropolis nein danke. (bis dahin war das meine Meinung).

Nun die Fortsetzung dieser Geschichte:
Im Vorfeld sollte ich erwähnen, dass mein Händler, der mir den Roller verkauft hat (ich war sein erster E-Roller und E-Tropolis Kunde) anfangs schon erwähnt hat, dass er den Eindruck habe, dass am Hinterrad die Bremse nicht ganz gerade montiert sei. Er hat das soweit möglich korrigiert und es ganz gut hingekriegt. Er hat jahrzehntelange Erfahrung mit Zweirädern aller Art, vom einfachen Velo bis zur 1200er Strassenmaschine - er ist ein Künstler seines Fachs. Ein paar Tausend Kilometer geht ja auch alles gut. Bei gut 7000km auf dem Tacho beginnen die Probleme mit dem Hinterrad. Es hat eine leichte Acht, das sich bei den Bremsen zeigt, sie bewegen sich leicht von linsk nach rechts etc.  (ich hatte nie einen Unfall, bei dem so etwas hätte passieren können) So kann man gut noch ein paar Hundert km fahren aber mein Händler musste Schrauben ersetzen, die die beiden Teile des Radnabenmotors zusammenhalten. Dies sind sehr kleine Inbusschrauben die im Kreis am Rad angebracht sind. Die Achsen links und rechts beim Hinterrad und diese kleinen Schrauben halten das ganze Rollergewicht hinten inkl. der Zuladung. Ich habe diese kleinen Schrauben gesehen, teilweise sind sie gebrochen oder fehlen ganz einfach. Sie haben einen Durchmesser von ca. 4mm! Mein Händler musste Gewinde nachschneiden und grössere Schrauben verbauen, damit das Hinterrad einigermassen gehalten hat. Genützt hat es am Ende nicht mehr viel. Also auch hier, Schrottqualität, bzw. wenn man die Fahrleistung beachtet, so ist der Roller mechanisch am Ende bevor die Batterien mehr als halb verbraucht sind - lausig! Also nun definitiv - kein E-Tropolis mehr.... oder am liebsten keinen chinesischen E-Roller mehr (vielleicht tue ich hier andern Herstellern unrecht?)





Im März überlege ich mir, ob ich das Hinterrad, also den Motor etc. doch noch auswechseln soll, denn der Roller hat erst 7500km auf dem Tacho, unter 20000km sind so Roller ja erst richtig eingefahren, denke ich so für mich. Ein Angebot aus Norddeutschland erreicht mich:





Dass dies ein sehr gutes Angebot ist realisiere ich bei meiner zweiten Anfrage. Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen im März, also habe ich es ein bisschen verlauert.
Als ich Anfangs Oktober auf mein Mail von Anfangs September eine Antwort erhalte, sieht das Angebot so aus:


Ups... ähm. OK.... Also kurz hochgerechnet, das schwachschraubige, qualitativ fragwürdige, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bald wieder eine Acht im Rad zeigende Ersatzteil, kostet jetzt etwa  600.- CHF inkl. MWST und Transport. Gehts noch? Ab rund 500 CHF bekommt man gebrauchte E-Roller (in vermutlich weniger fragwürdiger Qualität) mit knapp 2000km. Ich befürchte E-Tropolis bzw. die Importeurfirma in Norddeutschland hat nun nicht nur ein Qualitätsproblem.

Ich frage mich, welcher Kunde da in meiner Situation sagen würde: Hey cool ein neuer Motor für nur 600CHF und dann muss ich nur eine Woche darauf warten und mein Händler baut ihn dann noch für nur ca. 200 CHF bei mir ein. Super hey! Und der hält dann wieder (hoffentlich) 7000km - genial - ähm oh ich habe die Ladergeräte vergessen, die man dann noch alle 9 Monate braucht, kosten je nur ca. 100€ exkl., wenn sie inzwischen nicht teurer geworden sind.

Darum fahre ich im Moment einen Yamaha Benzinroller XC 125, den ich für 400.- gebraucht erstanden habe. Er hat 20000km ist 12 Jahre alt und läuft wie geschmiert. (ist er ja auch :) )


http://pics.ricardostatic.ch/2_718347520_Big/motorraeder/yamaha-xc-125-cygnus-t.jpg

Noch Fragen?

Achja, meinen E-Tropolis Future habe ich nicht mehr. Ich habe die Batterien ausgebaut und das Ladegerät zur Seite gelegt. Den Rest konnte jemand gebrauchen, der mit Teilen davon ein TucTuc bauen will.

Den E-Roller Markt werde ich weiter beobachten und später vielleicht einmal wieder so ein Fahrzeug anschaffen. Aber nur wenn dort Suzuki, Yamaha, BMW, KTM, Piaggio oder etwas ähnliches drauf steht. Ich kenne mich zuwenig aus, wer nun wo genau produziert aber ich hoffe doch, wenn Japan draufsteht ist auch Japan drin und nicht China etc. Oder zumindest bleibt zu hoffen, dass sich eine japanische Marke kein solches Debakel leisten kann.

Keine Ahnung wann ich das nächste Mal etwas hier reinschreiben werde. Ich will nichts versprechen aber wer weiss. Vielleicht schliesse ich das Kapitel E-Tropolis jetzt endgültig und schreibe mit einem neuen Blog eine neue Geschichte, die hoffentlich länger als knapp 8000km dauert.

Euer E-Fahrer